Workshop: MY DIGITAL LEGACY

26. Februar 2015

Was geschieht eigentlich mit all unseren digitalen Bildern und Texten, mit all unseren Videos und Verlinkungen, wenn wir sterben?

Jeden Tag werden auf der Social Media Plattform Facebook weltweit ca. 350 Millionen Fotos veröffentlicht: Ob allmorgendliches Frühstück, Schulabschluss oder Hochzeitsfoto – mehr als eine Milliarde Menschen dokumentieren ihr soziales Leben digital und lassen ihr Online-Netzwerk daran teilhaben. Doch was geschieht mit all diesen medialen Fragmenten, wenn der betreffende Facebook-User stirbt? Wird ein Account gelöscht? Und wenn ja – von wem? Oder wird der Mensch im Netz vielleicht unsterblich?

Bis vor Kurzem hatte der Netzwerkmonopolist Facebook keine Antworten auf diese Fragen – ganz im Gegensatz zu unseren MACD-Studierenden: Im Workshop »My Digital Legacy« mit der MACD-Absolventin Kristina Kulzer demonstrierten sie, was das Design – als kritische Instanz – zu leisten vermag: Probleme erkennen, die gegenwärtig unbeachtet blieben. Probleme sichtbar machen und damit einen öffentlichen Diskurs anstoßen. Alternativen gestalten.

 

Impressionen des Workshops:

MY DIGITAL LEGACY // WORKSHOP from Kristina Kulzer on Vimeo.

 

Ergebnisse des Workshops:

»Digitale Hinterlassenschaften«? – Welche Gedanken machen sich Facebook-Nutzer zum Verbleib ihrer persönlichen Daten? Was sind ihre Wünsche? Und was ihre Ängste? Die Studierenden ermittelten zunächst, dass sehr unterschiedliche Bedürfnisse bestehen:

»Wenn ich gestorben bin, möchte ich, dass mein Profil weiterhin zugänglich für alle ist, damit man sich an mich erinnern kann.«
»Meine Spuren sollen in Herzen und Köpfen sein, nicht auf Screens und Servern! Lasst meine Profile vergammeln wie meinen Körper.«
»Wenn ich gestorben bin, möchte ich nicht, dass meine Facebook-Seite zu einer Bühne für unpersönliche Beileidsbekundungen wird.«

Auf dieser Basis entstanden verschiedenste Konzepte, die sich dem Vermächtnis 2.0 annehmen: Vom digitalen Testament – über den digitalen Totenschein – bis hin zum digitalen Bestattungsunternehmen. Dabei bedachten die Studierenden besonders jene Aspekte, für die Facebook nach wie vor keine Lösungen anbietet:

»Es geht schließlich nicht nur um Daten auf Facebook – außer mir weiß niemand, auf welchen Plattformen ich überall angemeldet bin. Google+, Flickr usw. – ein digitales Bestattungsunternehmen muss sich um alle Accounts kümmern und Hinterbliebenen damit eine Hilfestellung bieten. Gerade in der Phase der Trauer sollte niemand kompliziert ein digitales Vermächtnis aufräumen müssen.«

»Ein digitales Testament muss mehr Optionen zur Verfügung stellen als die Grundeinstellung ›Profil löschen nach dem Tod‹. Wie bei einem ›richtigen‹ Testament sollte es auch möglich sein, Erben für die verschiedenen Inhalte zu bestimmen: z. B. soll meine Mutter alle meine Fotos erhalten, mein Vater hingegen private Inhalte. Vielleicht soll auch gar nicht alles gelöscht werden – ein biografisches Gerüst, ein lebenslauftechnischer Fußabdruck kann mich überdauern.«

Unumstritten sind die Social Media längst Bestandteil des Alltags: »offline« Erlebtes spiegelt sich »online« wider. Auch existentielle Erfahrungen – wie der Tod eines Menschen – müssen künftig im Netz einen Platz finden. Um dieser komplexen Aufgabe gerecht zu werden, besteht für Facebook und Co. weiterhin dringend Forschungsbedarf. Die Konzepte der Master-Studierenden weisen dafür die Richtung …

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